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Raus aus dem Krisenmodus – Strategien zur Erhaltung der Gesundheit im Betrieb

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Aktuell sind viele Lebensbereiche im Krisenmodus: Arbeit, soziale Kontakte, jede/r persönlich mit Sorgen und Ängsten. Nach etwas Entspannung im Sommer 2020 stecken wir nun also im zweiten Lockdown und müssen trotz Erschöpfungssymptomen schon wieder Kraft mobilisieren.

Jetzt gilt es, besonders auf die eigene Gesundheit zu achten. Auch Arbeitgeber tragen dabei eine Verantwortung.

Angst ist derzeit eine bestimmende Emotion: Angst vor Ansteckung, vor Arbeitsplatzverlust oder vor Überlastung, wenn Homeschooling wieder kombiniert mit Homeoffice zu meistern ist.

Stress empfinden wird dann, wenn die Anforderungen an uns sehr hoch sind, wir diese bewältigen müssen, die eigenen Ressourcen jedoch möglicherweise nicht ausreichen. Dies führt zu körperlichen Reaktionen. Adrenalin und Cortisol werden vermehrt freigesetzt, Energie wird mobilisiert, der Blutdruck steigt. Das ist kurzfristig sinnvoll und hilfreich, aber kein gesunder Zustand für einen längeren Zeitraum.

Wenn in krisenhaft erlebten Situationen Angst, Wut oder Hilflosigkeit übermächtig werden, kann – vor allem bei besonders vulnerablen Personen – eine psychische Erkrankung (wieder) auftreten.

Am häufigsten kommen Angststörungen vor, gefolgt von Depressionen und dem Missbrauch von Alkohol und anderen Drogen. Alle drei bergen die Gefahr einer Chronifizierung und haben Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit, können aber in einem frühen Stadium gut abgefangen werden. Wichtig ist auch zu wissen, dass nicht jede Ängstlichkeit eine Angststörung darstellt und nicht jede niedergeschlagene Phase automatisch in eine Depression mündet.

(Psychische) Gesundheit ist in turbulenten Zeiten gefährdet. Daher dürfen betriebliche Gesundheitsförderung und betriebliche Suchtprävention nicht nur Schönwetterprogramm sein!

Kommen Sie jetzt ins Tun – nicht erst dann, wenn die Konjunktur anspringt, der Kopf wieder freier ist oder eine Impfung die Situation entspannt.

Aktivieren Sie all jene bisherigen Angebote in Ihrem Betrieb/Ihrer Organisation, die (psychische) Gesundheit unterstützen und setzen Sie neue Akzente, falls nötig!

  • Beratungs- und Coaching-Stunden für Mitarbeitende, die vom Anbieter ohne Nennung von Namen mit der Firma abgerechnet werden, sind eine Möglichkeit, persönliche Belastungsspitzen abzumildern.
  • Beiträge in firmeninternen Medien z.B. Anregungen zur Stärkung der eigenen psychischen Widerstandsfähigkeit können die Resilienz der Belegschaft fördern.
  • Übernehmen Sie die Idee einer Corona-Ampel für Ihren Betrieb und legen Sie fest, was sich je nach Situation in Bezug auf Dienstpläne, Anwesenheit im Unternehmen, Sicherheitsmaßnahmen usw. verändert. Die Erwartbarkeit von Ereignissen schafft Entlastung.
  • Ein betrieblicher Stufenplan zur Intervention bei substanzbedingten Auffälligkeiten behält auch in Ausnahmezeiten seine Gültigkeit. Gespräche mit Beschäftigten, die bereits im Stufenplan sind, werden fortgesetzt. Mitarbeitende, die erstmals auffällig werden, werden zeitnah angesprochen.
  • Achtsamkeitstrainings, Methoden des Stressmanagements, aber auch Yoga und Workouts können als „betriebliche Gesundheitsförderung online“ zur Verfügung gestellt werden. Was vor der Krise gut tat, ist jetzt wichtiger denn je.

Hilfreiches Führungsverhalten

Gesundheitsförderliches Führen hat viele Aspekte: Anerkennung geben, für Klarheit sorgen, Freiraum in der Aufgabenausführung ermöglichen, soziale Unterstützung geben, Erholungszeiten ernstnehmen, positives Teamklima fördern usw. In Krisenzeiten können zusätzlich folgende Dinge wichtig sein:

  • Geben Sie Befindlichkeiten Raum. Nicht jede/r ist von der Krise gleich stark betroffen und es ist ok, dass nicht jede/r Belastungen gleich gut verarbeiten kann. Trotz akuter Herausforderungen darf nicht übersehen werden, dass es die Menschen sind, die die Organisation aktuell am Leben halten.
  • Lassen Sie Kreativität und Humor zu und fördern Sie diese soweit als möglich.
  • Vereinbaren Sie flexible Arbeitszeitlösungen, die Leistungserbringung langfristig ermöglichen und achten Sie dabei auf ausreichende Erholungsphasen und eine gesunde Abgrenzung zur Arbeit.
  • Geben Sie Tipps zur Gesundheit im Homeoffice weiter.
  • Informieren Sie sich über Unterstützungsmöglichkeiten für Probleme, die Ihre Kompetenz als Führungskraft überschreiten. Die Krisenhilfe Oberösterreich ist rund um die Uhr erreichbar und das Angebot an Beratungsstellen in Oberösterreich ist vielfältig.

Erste Hilfe für die Seele – 6 Tipps von pro mente OÖ für die psychische Gesundheit in Zeiten von Corona

  1. Schaffen Sie so gut wie möglich Normalität und Routine in Ihrem Alltag.
  2. Dosieren Sie die Informationsflut.
  3. Akzeptieren Sie, was Sie nicht ändern können.
  4. Nehmen Sie sich bewusst Auszeit und schaffen Sie Rückzugsmöglichkeiten.
  5. Seien Sie großzügig und helfen Sie anderen.
  6. Pflegen Sie weiterhin Ihre Kontakte via Telefon, Chat oder Videotelefonie

Weiterführende Informationen

Momente für mich App, Videos, Tagebuch und mehr von der Österreichischen Gesundheitskasse

Zehn-Punkte-Plan für Ihr seelisches „Krafttraining“ Empfehlung von Gesundheit.gv.at

„Die Corona Krise testet unsere Resilienz“ Beitrag auf ksoe.at

Text: Mag.a Rosmarie Kranewitter-Wagner, Institut Suchtprävention Linz

Foto: Albrecht Fietz/Pixabay