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Lehrlinge in Zeiten von Corona

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Bild Hitzinger 3

In Woche 8 nach Beginn der Covid-Beschränkungen erzählen zwei Lehrlinge der Firma Hitzinger Electric Power GmbH in Linz ihre Erlebnisse, Eindrücke und Gedanken über Corona und die Veränderungen, die diese Zeit mitgebracht haben. Paul (19 Jahre) lernt den Beruf des Zerspannungstechnikers und ist im 3. Lehrjahr, Nico (15 Jahre) ist Elektrotechniker im 1. Lehrjahr. 

Zu Beginn der Corona-Maßnahmen waren beide in der Berufsschule und sie berichten, dass die Zeit im Homeschooling herausfordernd war. Anfang der Woche haben sie Arbeitsaufträge von den LehrerInnen bekommen, die sie fristgerecht abgeben mussten. Für spezifische Fragen standen Lehrpersonen aber online zur Verfügung. Beide beschreiben, dass sie sehr viel Zeit zum Lernen gebraucht haben, da sie sich im Gegensatz zum Unterricht in den Klassen, wo der Stoff besser von den Lehrpersonen erklärt wird, alles selbst erarbeiten mussten. Teilweise haben sie sich mit ihren MitschülerInnen ausgetauscht und wirklich intensiv gelernt. Das hat sich auch ausgezahlt, da beide ihre Klassen mit gutem Erfolg abgeschlossen haben.

Die Lehrlinge berichten, dass sie sich an die Ausgangsbeschränkungen gehalten haben und sehr viel Zeit zuhause verbracht haben. Es sei ihnen schon ein bisschen surreal vorgekommen, teilweise fühlten sie sich isoliert und es gab auch Zeiten der Langeweile. Trotzdem haben sie die Zeit genutzt, um zu lernen, zu chillen oder zu trainieren.

Wie auch bei den Erwachsenen haben sich einige Konsummuster geändert, so ist es schon vorgekommen, dass sie mehr Zeit zum Zocken verwendet haben, Netflix öfter gelaufen ist oder der Gang zum Kühlschrank häufiger war, als normal. „Man hat sich nur nicht runterziehen lassen dürfen von dieser Situation“ meint Paul, der seine Freunde wochenlang nicht getroffen hat. „Es war dann schon nach einiger Zeit genug und ich möchte voll gern wieder fortgehen, meine Freunde treffen und auch meinen Führerschein bald fertig machen. Das hat sich ja durch die Krise etwas verzögert.“

Auf die Frage, wie sich der Lehrlingsausbilder, Herr Wilfingseder, um sie gekümmert hat, während sie nicht in den Betrieb kommen durften, meinten sie „der Ausbilder hat alles richtig gemacht“. Er hat sich täglich bei ihnen gemeldet, ihnen Arbeiten und Arbeitsblätter zur Erarbeitung gegeben und sie haben ihm 3-mal täglich ein Foto geschickt, um gemeinsam zu reflektieren, wie es ihnen geht. „Er steht wirklich hinter uns und wir Lehrlinge sind ein gutes Team, das auch immer zusammenhält“ erzählen sie.

Seit einiger Zeit sind sie wieder im Betrieb und es wird versucht, den Alltag so normal wie möglich für sie zu gestalten. Beide freuen sich, nach den Covid-Beschränkungen wieder in der Arbeit zu sein. Der Eindruck entsteht, dass sich die Lehrlinge wirklich wohl in ihrer Ausbildung fühlen und sich auch in Zeiten der Corona-Krise gut betreut fühlen. Das lässt sich zum einen sicher auf die gute Beziehung der Jugendlichen mit ihren Lehrlingsausbilder zurückführen, aber sich auch darauf, dass der Betrieb schon seit Jahren in die Lehrlingsausbildung investiert. Neben fachspezifischer Förderung wird auf gruppendynamische Workshops und Lebenskompetenzförderung gesetzt.

Auch das Institut Suchtprävention ist seit Jahren Teil der Lehrlingsausbildung bei Hitzinger und bietet in Workshops die Möglichkeit zur Auseinandersetzung der Lehrlinge mit ihrem eigenen Wohlbefinden und versucht die Lehrlinge anzuregen, ihr eigenes Konsumverhalten zu reflektieren.

Am Ende des Gesprächs meint Nico: „Corona hat gebracht, dass man viele Sachen schätzen lernt: Freunde treffen oder sich gemeinsam eine Leberkässemmel in der Pause zu holen.“

Weiterführende Informationen:

FAQs zu den Auswirkungen von Covid-19 auf Jugendliche und Jugendarbeit (Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend)

Interview, Text und Fotos: Mag.a Tanja Schartner, MA/Institut Suchtprävention Linz