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Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz

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Hands holding human head profile cutout with healthy brain. Care

Psychische Gesundheit ist keine Privatsache. Arbeitsbedingte Belastungen haben Einfluss auf die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden und somit auf ihre Leistungsfähigkeit und Produktivität. Gesunde Arbeitsbedingungen zu fördern, kommt nicht nur Beschäftigten zugute, sondern ist auch eine strategische Investition.

Was bedeutet psychische Gesundheit?

Psychische Gesundheit ist laut WHO ein „Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann.“ „Psychische Gesundheit“, „mentale Gesundheit“ und „seelische Gesundheit“ werden synonym verwendet. „Mental health“ ist ein Trendthema nicht nur in Sozialen Medien und möglicherweise Ausdruck eines gestiegenen Bewusstseins und erhöhter Belastungen durch aktuelle Krisen.

Psychische Belastungen und psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz

Rund 60% der erwerbstätigen ÖsterreicherInnen geben an, am Arbeitsplatz durch zumindest einen Risikofaktor für ihre psychische Gesundheit belastet zu sein. Besonders häufig genannt werden starker Zeitdruck oder Arbeitsüberlastung, aber auch der Umgang mit schwierigen Personen. Darüber hinaus werden die schlechte Kommunikation oder Zusammenarbeit innerhalb des eigenen Arbeitsumfeldes, fehlende Entscheidungsfreiheit, unsichere Beschäftigungsverhältnisse, Gewalt, Belästigung oder Mobbing als belastend erlebt.

Ein und dieselbe objektive Belastung hat nicht die gleiche Auswirkung bei unterschiedlichen Beschäftigen. Je nach individuellen Voraussetzungen kommt es zu einer negativen psychischen Beanspruchung oder auch eben nicht.

Davon abzugrenzen sind psychische Erkrankungen, wie Angststörungen, Depressionen oder Suchterkrankungen, die Denken, Fühlen und Handeln stark beeinträchtigen, von (Fach-)ÄrztInnen diagnostiziert werden und behandlungsbedürftig sind.

Die Verantwortung des Arbeitgebers

Der Arbeitgeber hat im Hinblick auf die psychische Gesundheit eine Fürsorgepflicht. Er muss laut ArbeitnehmerInnenschutzgestz (ASchG) die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz evaluieren und Maßnahmen ergreifen, um psychische (Fehl-)Beanspruchung zu vermeiden.

Bei ArbeitnehmerInnen mit Anzeichen einer psychischen Krise oder Erkrankung sollten Vorgesetzte fürsorgliche Vieraugengespräche führen. Die goldene Regel dazu: Sorge ausdrücken und sich nur auf den Arbeitsplatz beziehen. Über die Arbeitsmedizin kann gegebenenfalls der Kontakt zu professionellen Hilfseinrichtungen hergestellt werden.

Die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden

Mitarbeitende müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Arbeitsplatz sicher und nicht gesundheitsgefährdend ist. Darüber hinaus liegt es aber in ihrer Verantwortung, die eigene Belastbarkeit zu stärken und Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn die Belastungen zu groß werden oder sie psychisch erkranken. Wichtig ist, dem Arbeitgeber Belastungsfaktoren der eigenen Arbeit bekannt zu geben und eine Veränderung einzufordern. Auch, wenn dabei an der Fassade des stets einsatzbereiten Mitarbeiters, der belastbaren Mitarbeiterin oder der unverwundbaren Führungskraft gekratzt wird.

Was können Unternehmen tun, um die psychische Gesundheit ihrer MitarbeiterInnen zu fördern?

  • Sensibilisieren Sie in betrieblichen Kampagnen zu psychischer Gesundheit und holen Sie das Thema psychische Erkrankung aus der Tabuzone, um Stigmatisierung zu verhindern.
  • Schulen Sie Führungskräfte in der Erkennung von Anzeichen psychischer Belastung und darin, wie sie unterstützend agieren können.
  • Implementieren Sie Maßnahmen zur Stressbewältigung, Burnout-Prophylaxe und Förderung einer ausgewogenen Work-Life-Balance.
  • Fördern Sie ein Klima, in dem eine offene Kommunikation über persönliche Belastungen und erste Anzeichen von Überbeanspruchung möglich ist.
  • Stellen Sie Unterstützungsressourcen bereit, auf die Beschäftigte vertraulich zugreifen können: psychologische Beratung, Coaching, Hotlines, Selbsthilfematerial…
  • Pflegen Sie eine Wertschätzungskultur, in der gute Leistungen nicht einfach selbstverständlich sind und Zeiten geringerer Leistungsfähigkeit toleriert sind.
  • Etablieren Sie ein Betriebliches Eingliederungsmanagement und bieten Sie Beschäftigten nach langem Krankenstand eine Wiedereingliederungsteilzeit an.
  • Holen Sie regelmäßig Feedback aller Beschäftigten ein und entwickeln Sie Ihre Maßnahmen für psychische Gesundheit weiter.

Veranstaltungstipp

10 Tage der psychischen Gesundheit. 9.-18. Oktober 2023 von pro mente OÖ

Hilfreiche Links:

Krisenhilfe OÖ  Rat und Hilfe bei psychischen Krisen

Erste Hilfe für die Seele von pro mente Austria

Web-App „Förderung psychischer Gesundheit als Führungsaufgabe“

Österreichische Gesundheitskasse – Mentale Gesundheit fördern

psyGa/Neue Qualität der Arbeit – psychische Gesundheit

Quellen:

Foto: sulit.photos/stock.adobe.com

Text: Mag.a Rosmarie Kranewitter-Wagner, Institut Suchtprävention, pro mente OÖ